Interkulturelles Wissen kann durch Bücher oder die Teilnahme an Trainings erworben werden, interkulturelles Können nicht.

 "Die Misere des Konzepts der Interkulturalität rührt daher daß es die Prämisse des traditionellen Kulturbegriffs unverändert mit sich fortschleppt" - Prof. Dr. Wolfgang Welsch

Das Konzept der Interkulturalität versucht die traditionelle Kulturvorstellung nicht zu überwinden, sondern will sie bloß ergänzen, um ihre problematischen Folgen aufzufangen. Es reagiert auf den Umstand, daß die Kugelverfassung der Kulturen notwendig zu interkulturellen Konflikten führt.

Kulturen, die wie Inseln oder Kugeln verfaßt sind, können sich der Logik ihres Begriffs gemäß eben nur voneinander absetzen, sich gegenseitig verkennen, ignorieren, diffamieren oder bekämpfen, nicht hingegen sich verständigen und austauschen.

Solche Kugeln können einander nur "stoßen" und ihr Vorurteil gegenüber anderen Kulturen ist eine Bedingung ihres Glückes.

Das Konzept der Interkulturalität sucht nun nach Wegen, wie die Kulturen sich gleichwohl miteinander vertragen, wie sie miteinander kommunizieren, einander verstehen oder anerkennen können.

Hier hat die Suche nach interkulturellen Konstanten ein unerschöpfliches (weil ergebnisloses) Betätigungsfeld.

Die Misere des Konzepts der Interkulturalität rührt daher, daß es die Prämisse des traditionellen Kulturbegriffs unverändert mit sich fortschleppt. Es geht noch immer von einer insel- bzw. kugelartigen Verfassung der Kulturen aus. Eben deswegen vermag es zu keiner Problemlösung zu gelangen, denn die interkulturellen Probleme entspringen der Insel- bzw. Kugelthese der Kulturen.

Das klassische Kulturkonzept schafft durch seinen Primärzug, den separatistischen Charakter der Kulturen, das Sekundärproblem der strukturellen Kommunikationsunfähigkeit und schwierigen Koexistenz dieser Kulturen.

Daher sind die Empfehlungen zur Interkulturalität zwar gut gemeint, aber ergebnislos.

Das Konzept versäumt es, die Wurzel des Problems anzugehen.

Es ist nicht radikal genug, sondern bloß kosmetisch.

Es ignoriert die Ausdifferenzierung der Gesellschaft!